Seelen, die von uns gehen…

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Gespräch mit Marie Johanne Croteau-Meurois, geführt von der Zeitschrift Sacrée Planète.

Mit ihrem Buch enthüllt Marie Johanne Croteau-Meurois eine andere Facette sowohl ihrer Arbeit als auch ihrer Person. „Der unerwartete Tod und die Geburt in den Himmel“ führt uns sehr weit von der Elfenwelt, die ihr so lieb und teuer ist. Wieder einmal nimmt sie den Leser mit in die unsichtbare Welt, nur ist es diesmal um Menschenseelen zu begegnen, deren Übergang in das sogenannte Jenseits sich schwierig gestaltet…  

Sacrée Planète: Marie Johanne, wie gehen Sie vor, um eine Verbindung mit den Seelen von Verstorbenen herzustellen?

Marie-Johanne Croteau Meurois: Das ist für mich ganz einfach, selbst wenn manche Menschen meine Vorgehensweise ziemlich sonderbar oder sogar unglaubwürdig finden. Lange Zeit habe ich diese Eigenschaft für mich behalten. Die Tatsache, dass ich mit Verstorbenen kommuniziere, machte mich verwundbar. Dennoch konnte ich meine Fähigkeit, mit dem Unsichtbaren in Verbindung zu treten, nicht auf Dauer leugnen, da sie fester Bestandteil meiner Person ist. Ich werde stets von leidenden Seelen oder solchen, die den Übergang in die Seelenwelt nicht alleine bewältigen können, um Hilfe gebeten.

Meine Vorgehensweise? Die Verbindung entsteht durch meine natürliche Fähigkeit zur außerkörperlichen Erfahrung – eine Fähigkeit, die ich schon als Kind entdeckt habe… Wenn ich mein Bewusstsein außerhalb meines Körpers projiziere, kann ich die Pforte in beiden Richtungen passieren. Ich komme als lebender Mensch in meinen Körper zurück – mit vielen Informationen und das Herz voll von den Gesprächen mit leidenden Seelen, die mir ihr Leid und ihre Wut anvertraut haben. In intimen Gesprächen mit diesen Seelen kann ich ihnen Lösungen und Trost anbieten und in ihnen schließlich das Verlangen wecken, auf das Licht zuzugehen… Die Seele muss es wollen, das ist entscheidend.

Für mich ist reisen „außerhalb meines Körpers“ genauso leicht wie das Ein- und Ausatmen… genauso leicht wie ein Wimperschlag, der ganz alleine vonstattengeht. Ich befolge dabei keine besondere Methode, denn es handelt sich um eine angeborene Fähigkeit und nicht um das Ergebnis einer bestimmten Technik. Ich brauche nur an eine bestimmte Person oder Seele zu denken und ihre Augen in meinem Inneren zu finden, und schon befinde ich mich an ihrer Seite.

Manchmal sind es auch die Seelen, die zu mir kommen, um Hilfe zu ersuchen, und das auf relativ konkrete Weise… Damit meine ich, dass ich sie sehen kann, als wären sie aus Fleisch und Blut. Sie kommen zu mir in mein Haus, berühren mich, weinen und rufen nach mir. 

Je nach Situation kommen die Seelen auf mich zu oder ich folge einem Ruf und gehe zu ihnen. Ich erzwinge nie den Kontakt. Er ist nicht meine Entscheidung… er drängt sich mir einfach auf.

S.P.: Halten Sie sich für ein Medium?

M.J.C.: Um diese Frage zu beantworten, müsste man vorher genau definieren, was ein Medium ist. Dieser Begriff wird ja in vielen verschiedenen Situationen verwendet. Manches Medium zieht heute die modernere Bezeichnung „Schamane“ vor. Um auf die Medialität zurückzukommen, ich gehöre nicht zu den Personen, die Beratungsgespräche gegen Bezahlung anbieten. Ich benutze keine Karten und halte auch keine spiritistisch anmutenden Sitzungen, um auf Ersuchen einer Familie den Kontakt mit ihren Verstorbenen herzustellen… Ich respektiere diese Personen. Viele von ihnen leisten hervorragende Arbeit. Ich urteile also nicht über sie, ich möchte nur zwischen ihrer und meiner Vorgehensweise unterscheiden.

Persönlich bin ich davon überzeugt, dass man die Seelen auf ihrem Weg zu einem neuen Zuhause im Jenseits nicht „stören“ soll, indem man sie ständig auf die Erde zurückruft. Ein erzwungener Rückruf birgt viele Fallen… für den Angerufenen ebenso wie für den Anrufenden. Ich habe festgestellt, dass diese Art von Arbeit Wesen von sehr niedriger Schwingung häufig anzieht. Es handelt sich um irrende Seelen, die durch solche „Anrufe“ schwerlich zu helfen sind.

“Die Projektion des Bewusstseins außerhalb des Körpers für mich kein Phänomen der Medialität darstellt; sie ist ein Mittel, andere Welten aktiv zu betreten.”

Die Seelen der Menschen, die auf der Erde gestorben sind, müssen ihre Geburt „auf der anderen Seite des Schleiers“ noch erleben. Das Leben geht dort weiter. Selbst wenn es auf einem feinstofflicheren Niveau stattfindet, es ist nicht weniger kraftvoll und spürbar. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Seelen sich von ihrer inkarnierten Persönlichkeit erst loslösen müssen, um sich weiter zu entwickeln… Das schließt natürlich nicht aus, dass manche Verstorbene für einige Zeit in der Nähe ihrer irdischen Familie verweilen, eventuell um diese zu beschützen. Meiner Erfahrung nach ist das aber eher selten der Fall.

Um Ihre Frage etwas genauer zu beantworten, kann ich sagen, dass die Projektion des Bewusstseins außerhalb des Körpers für mich kein Phänomen der Medialität darstellt; sie ist ein Mittel, andere Welten aktiv zu betreten. Medialität hat eher mit „Empfänglichkeit“ zu tun. Die Medien oder Schamane haben alle eine physikalische Besonderheit gemeinsam: Der Äther, der das Universum durchfließt, ist bei ihnen im Überfluss vorhanden. Dadurch sind sie offen für alle Arten von Wahrnehmung – von den feinstofflichsten bis hin zu den „dichtesten“ Eindrücken.

Mit Bedauern muss ich jedoch oft feststellen, dass einige von ihnen, wahrscheinlich weil sie unzureichend vorbereitet sind, lediglich die niederen Sphären der Astralwelt erreichen und eine passive Rolle einnehmen, wobei sie sich ihrer Verantwortung wenig bewusst sind. Zum Glück gibt es auch andere – wenn auch selten –, die eine Verbindung zu den höheren Welten des Jenseits und der geistigen Welt herstellen können…  Letztere leisten einen wertvollen Dienst an den Seelen, die auf der Durchreise zu ihrem neuen Zuhause im Jenseits sind. Sie sind wahre „Seelenbegleiter“. Die Empfänglichkeit, die sie nun mal auszeichnet, wird dabei zu einer ausstrahlenden Kraft, die ihnen ermöglicht, leidende Seelen zur Heilung, zum Licht und zu ihrem eigenen Devachan – ihrem „persönlichen Paradies“, das auf sie und ihre Erwartungen zugeschnitten ist – zu geleiten.

Was mich angeht, ich kann außerhalb meines Körpers die vielfältigsten Ebenen besuchen, bis hin zum gelegentlichen Zugang zur Akasha-Chronik. Das ist eine große Hilfe für meine Arbeit als „Seelenbegleiterin“. So gesehen kann man also wohl sagen, dass ich ein Medium bin, aber ich entspreche nicht der klassischen Auffassung von einem Medium. Ich bin Seelenbegleiterin und Medium, aber auf eine vermutlich „inkarniertere“ Weise als die meisten anderen Medien. Im Übrigen praktiziere ich auch energetische Therapien auf „lebenden“ Menschen und setze dabei ebenfalls meine medialen Fähigkeiten.

S.P.: Wie kommen die Seelen auf Sie zu, um Ihre Hilfe zu ersuchen?

M.J.C.: Wie ich schon gesagt habe, sie kommen spontan auf mich zu, entweder in meinem Schlaf oder während einer Meditation. Sie können sich auch an manchen Orten überraschend bemerkbar machen. Wenn ich sie wahrnehme, wenn ich ihre Erwartungen spüre, dann gehe ich auf sie zu. Mein Ziel ist es immer, diesen Seelen zu helfen. Ich kann die Verzweiflung, die sie zu mir treibt, sehr gut nachempfinden. Die leidenden Seelen kommen manchmal zu mir, als würden sie erahnen, dass ich Ihnen helfen kann. In anderen Fällen ist es ihre Familie, die mich um Hilfe bittet, zum Beispiel wenn sie aufgrund bestimmter Manifestationen in ihrem Zuhause glauben, dass die Seele des Verstorbenen noch umherirrt und nicht zur Ruhe kommen kann. Es kann auch vorkommen, dass manche Begleitungen mir durch Seelenführer aus dem Jenseits anvertraut werden, vermutlich wenn das Leid der betreffenden Seelen in unserer Welt noch stark verwurzelt ist…  

“Wenn wir sterben, nehmen wir unseren Glauben, unsere Fragen und unsere guten sowie weniger guten Seiten mit. (…) Der Tod des leiblichen Körpers bedeutet nicht den Tod unserer Gefühle oder unserer Persönlichkeit.”

S.P.: Warum haben Sie für Ihr Buch die Geschichten von Personen gewählt, die einen schwierigen oder geradezu dramatischen Tod erlebt haben?

 M.J.C: Ganz einfach, weil sie am meisten Hilfe brauchen! Im Angesicht von Seelenpein und Verzweiflung kann man nicht unberührt bleiben. Man muss auch an die Familien denken. Sie sind oft unter Schock aufgrund eines unerwarteten Todes, auf den sie genauso wenig vorbereitet waren wie der Verstorbene. Daher die vielen Fragen und Irrungen auf beiden Seiten des „Schleiers“, die für alle sehr schwer zu ertragen sind. Leid entsteht durch Unwissenheit.

Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass nach dem Tod alles erleuchtet wird und wir sofort zum Licht gelangen. Das kann natürlich zutreffen, muss es aber nicht. Wenn das Konzept eines „Lebens nach dem Leben“ uns zu Lebzeiten fremd ist, dann wird es nach unserem Tod nicht anders sein. Die Seele erlebt in diesem Fall eine Art Vakuum oder hat das Gefühl, in einer dichten, geschlossenen und zuweilen trüber Welt stecken zu bleiben… Wenn wir sterben, nehmen wir unseren Glauben, unsere Fragen und unsere guten sowie weniger guten Seiten mit. Für den großen Übergang reisen wir mit unserem intimsten „inneren Gepäck“, welches leichte wie schwere Erinnerungen enthält… ganz besonders, wenn man mit schlechtem Gewissen geht oder bestimmte Dinge leugnet. Sterben wir wütend, so finden wir uns wütend im Jenseits wieder. Der Tod des leiblichen Körpers bedeutet nicht den Tod unserer Gefühle oder unserer Persönlichkeit. Wenn eine Seele sich zu Lebzeiten nichts anderes als „das Nichts“ vorstellen kann, so wird sie – zumindest für eine Weile – eben dieses „Nichts“ nach ihrem Tode finden, weil sie daran geglaubt hat.

Ein anderes Beispiel: Wenn ein Mensch sich das Leben nimmt in der Hoffnung, nach seinem Tod ein befreiendes Vakuum oder eine beruhigende Stille und das Ende seines Leidens zu finden, so irrt er sich. Was er erlebt, ist leider weit davon entfernt. Und da ist die Hilfe eines Seelenbegleiters gefragt. Es ist wichtig, über Selbstmord zu reden und Fallberichte zu erzählen, wie ich es in diesem Buch getan habe. Denn es gibt immer mehr junge Menschen und sogar Kinder, die sich das Leben nehmen, weil sie denken, damit eine zu schwere Last abzuschütteln oder ein zu großes Geheimnis loszuwerden. Selbstmord ist aber kein Ausweg. Man muss es sagen und mitfühlend darüber informieren, nur so kann man auch wirklich helfen.

Selbstmörder findet man auf der niederen Astralebene. Ohne dass sie es bemerken, stecken sie im selben „Kokon“ aus Schmerz und Leid, in dem sie in den letzten Augenblicken ihres irdischen Lebens gefangen waren. Jetzt müssen sie lernen, genau da hinzuschauen, wo es am meisten wehtut. Sie brauchen oft Hilfe, um alle Zusammenhänge zu verstehen und sich dann dem Licht zu öffnen. Dann können sie Hoffnung schöpfen und schließlich befreit und geheilt werden. Erst danach können sie auf höhere Daseinsebenen zugehen… Diese Ebenen gibt es für alle Seelen, ohne Ausnahme.

Zitat zur Ebene der niederen Astralwelt, eventuell als Kastentext:

Man könnte sie als einen Bereich von “Nicht-Dasein” bezeichnen… Es ist ein dunkler Raum, in dem die Seele mit ihren Ängsten konfrontiert wird, also mit ihrer niederen Realität. Die Seelen befinden sich hier teilweise in einem Zustand des Halbbewusstseins oder des Schlafes. Sie werden von Lichtwesen betreut, die versuchen, so weit wie möglich beruhigend und stimulierend auf sie einzuwirken.

S.P.: In Ihrem Buch berichten Sie über Fälle von Selbstmord, aber auch von Mord und Unfalltod… Das sind ziemlich harte Begleitungsfälle.

M.J.C.: Das stimmt. In solchen Fällen wie auch manchmal nach langer Krankheit habe ich festgestellt, dass der Lichtkörper des Verstorbenen nicht sofort begreifen kann, dass er noch lebt. Zuerst braucht er eine Zeit der Ruhe und des Schlafes. Es kann nämlich vorkommen, dass das Bewusstsein des Verstorbenen ihn in dem Glauben lässt, dass sein Körper noch geschädigt ist. Ähnlich geht es auch nach Missbrauch von harten Drogen oder Alkohol. Meine Aufgabe als Seelenbegleiterin besteht in solchen Fällen darin, alles Mögliche zu versuchen, damit die Seele nicht in der Ablehnung des Lichts stecken bleibt. Bei solcher Hoffnungslosigkeit irren die Seelen oft in der niederen Astralebene umher. Diese Ebene entspricht dem Fegefeuer der Christen. Natürlich gibt es genauso viele „Fegefeuer“ wie es Seelenräume gibt. Ein Seelenraum ist in etwa die Projektion einer bestimmten Seelensensibilität…

“Die Hölle an sich existiert nicht. Sie ist nur eine Art virtueller Kerker, in dem sich eine Seele unwissentlich einsperrt, weil sie sich von niedrigen Energien hat infiltrieren lassen.”

In allen Fällen, sobald die leidende Seele Hilfe annimmt, kann sie bis zu einem gewissen Grad von Seelenbegleitern und danach von geistigen Lichtführern betreut werden. Entsprechend ihrem Verständnisniveau wird ihr zuerst angeboten, auf verschiedenen Zwischenebenen zu verweilen, bis sie in der Lage ist, lichtvollere Welten zu betreten – die Welten, die man auch Devachan nennt. Diese Welten entsprechen dem, was man traditionell Paradies nennt. Sie entstehen gemäß der Öffnung des Bewusstseins. Die Zeit, die eine Seele braucht, um alle Zwischenebenen zu durchlaufen, ist nicht vorgegeben. Jede Seele hat ihren eigenen Rhythmus und auf der anderen Seite des Schleiers existiert die Zeit sowieso nicht. In meinem Buch werden diese Welten nur kurz erwähnt, da meine Arbeit an deren Schwelle endet.

Von der Hölle ist in meinem Buch nur flüchtig die Rede. Sie ist ja nichts anderes als eine holographische Blase, die von einer Seele vorübergehend generiert wird. Sie ist natürlich viel dunkler als alle Ebenen des Fegefeuers. Die Hölle an sich existiert nicht. Sie ist nur eine Art virtueller Kerker, in dem sich eine Seele unwissentlich einsperrt, weil sie sich von niedrigen Energien hat infiltrieren lassen. Dieser Raum ist jedoch nicht für ewig… Das Licht sickert immer irgendwann durch und lädt die leidende Seele in einen leichteren Raum ein, wo sie sich wieder aufbauen und weiter entwickeln kann. Die Arbeit des Seelenbegleiters besteht auch darin zu vermeiden, dass ein Mensch in seiner Hoffnungslosigkeit und durch übertriebene Bindung an das Materielle in seiner illusorischen Blase gefangen bleibt.

S.P.: Ihr Buch ist dennoch sehr angenehm zu lesen und überhaupt nicht negativ – trotz der schwierigen Situationen, die darin geschildert sind. Wie ist dies zu erklären?

M.J.C.: Zwischen Licht und Schatten ist alles relativ, besonders in einem Bereich wie der Tod, der mit so vielen Tabus und Unwissenheit behaftet ist. Nein, mein Buch ist überhaupt nicht negativ, im Gegenteil… Das liegt vielleicht daran, dass die Geschichten, die ich darin erzähle, authentisch sind. Ich habe sie mit höchster Achtung für die Seelen, die diese Erde so plötzlich verlassen mussten, geschrieben. Diese haben mich darum gebeten, ihre Geschichte als Zeugnis für ihre Familie zu schreiben.

Ganz bestimmt hat es auch damit zu tun, dass ich mit diesem Buch nicht um jeden Preis überzeugen oder „beeindrucken“ will…  Ich biete lediglich einige – unter vielen anderen Zeugnissen sorgfältig ausgewählte – Auszüge, von denen ich nach bestem Wissen und Glauben denke, dass sie dazu beitragen können, den Angehörigen von Verstorbenen, die unter schwierigen Umständen von uns gegangen sind, zu einem besseren Verständnis zu verhelfen… Ich denke, mit diesem Ziel und dieser Einstellung kann ich Hoffnung säen und dem Andenken der Verstorbenen Gerechtigkeit erweisen – über alle Vorurteile und über die Zeit hinaus. Die mitfühlende Begegnung mit den Seelen, die von uns gegangen sind, ist für mich ein Teil meines Engagements im Dienste der Menschheit.

“Mein Vater hatte eine erste, kurze Nahtoderfahrung… Vor Zeugen und vor den Intensivmedizinern habe ich ihn dann von der anderen Seite des Schleiers zurückgeholt. Als er wieder zu sich kam, erinnerte sich Papa genau daran und erzählte es meiner Familie immer wieder.”

S.P.: Gibt es einen Fall, der Ihnen besonders nah gegangen ist?

M.J.C.: Alle Fälle sind mir nah gegangen, denn die Seelen, deren Geschichten ich in dem Buch erzähle, mir alle gelehrt haben, immer besser zu lieben und eine heilsame Zärtlichkeit zu entwickeln. Das Erlebnis, das mich allerdings am meisten berührt hat, betrifft die „zwei Tode“ meines Vaters, weil seine Seele meinem Herzen so nah ist. Man sucht es aber vergeblich in „Der unerwartete Tod und die Geburt in den Himmel“. Ursprünglich hatte ich seine Geschichte im Buch eingeplant, aber am Ende habe ich mich doch dagegen entschieden. Sie war einfach zu intim. Dieses Kapitel ist nur meiner Familie vorbehalten… Schade, dachte ich zuerst, denn sie enthält wertvolle Informationen… aber ich musste diese intensiven Momente mit meinem Vater – mit seiner Seele – so gut wie möglich schützen…

Mein Vater hatte eine erste, kurze Nahtoderfahrung… Vor Zeugen und vor den Intensivmedizinern habe ich ihn dann von der anderen Seite des Schleiers zurückgeholt. Als er wieder zu sich kam, erinnerte sich Papa genau daran und erzählte es meiner Familie immer wieder. Er konnte nur noch weinen… er, den man vorher nie weinen sah. Sechs Monate später ist er dann endgültig von uns gegangen. In der Zwischenzeit hatten mein Mann Daniel und ich sehr schöne Gespräche über das Jenseits mit ihm. Er hatte fast keine Angst mehr – ich sage nur „fast“, weil Schmerz und Leid niemals eine angenehme Erfahrung sind. Er hatte sich jedoch mit seinem bevorstehenden Tod abgefunden und er verstand, dass „er“ in eine neue Welt geboren werden würde… Unsere Trauer war natürlich groß, als er ging. Bei seinem Übergang ins Licht wog ich ihn in meinen Armen… Seitdem hilft er mir von oben… Manchmal tritt er an meine Seite, um leidende, irrende Seelen zu trösten. Ich glaube, er ist im Jenseits selber Seelenführer geworden, denn hin und wieder stellt er mir verlorene Seelen vor, die nicht hören wollen… Papa kennt meine Vorgehensweise in solchen Fällen.  

S.P.: War es Ihrer Meinung nach wichtig und sogar dringend, über dieses Thema zu sprechen?

M.J.C.: Auf jeden Fall, und vor allem in der modernen westlichen Gesellschaft. Der Mensch hat das Sterben verlernt, seit er seine Verbindung mit dem heiligen Aspekt des Lebens verloren hat… Er hat seinen Glauben an die wesentlichen Dinge verloren. Der Tod ist unser aller Los. Wir können ihn leugnen so viel wir wollen, er wird trotzdem kommen. Die Menschen unserer Gesellschaft weigern sich über das „Danach“ zu sprechen, als könnten sie damit das Unglück heraufbeschwören… Das „Danach“ ist aber genauso real wie das „Hier und Jetzt“. Die Menschen scheinen aber zu denken, dass man sich mit dem Tod „anstecken“ kann, wenn man nur seinen Namen ausspricht…

Ich muss es leider immer wieder sagen: Man soll sich zu Lebzeiten auf den Tod vorbereiten… und der Tod auf der Erde ist genauso natürlich und normal wie die Geburt eines Babys. Wie verhalten wir uns, wenn sich eine Geburt ankündigt? Wir freuen uns, wir bereiten uns darauf vor! Warum können wir es nicht am anderen Ende des Lebens genauso tun? Wir dürfen nicht vergessen, dass derjenige, der auf der Erde stirbt, auf der anderen Seite geboren wird. Seine Ankunft wird dort ebenso von einer Familie erwartet. – von seiner Seelenfamilie. Der Tod ist nur das Durchschreiten einer Tür. Er ist der natürliche, unumgängliche Weg alles Lebendigen… Niemand kann ihm entkommen. Das Leben ist eine Reise. Diese Reise kann kurz oder lang sein, aber es ist immer eine Initiationsreise. Es liegt in unserer Verantwortung, den Weg so schön wie möglich zu gestalten.

Bevor er selbst an der Schwelle steht, müsste jeder daran arbeiten, Hürden zu überwinden und das Gedankensystem, das er von seiner Kultur, seinem religiösen Glauben oder seinem Atheismus übernommen hat, neu zu überdenken. Je höher der Bewusstseinsstand im Angesicht des Todes ist, desto leichter ist der Übergang. In diesem Sinne… ja, es ist dringend! Wir müssen darüber reden! Man kann nie genug frei, offen und ohne Angst darüber reden. Trotz der vielen Bücher über „den schönen Tod“, Sterbebegleitung, Nahtoderfahrungen und die Suche nach Beweisen für ein Leben nach dem Tod bleibt der Tod paradoxerweise ein Tabu-Thema in der westlichen Gesellschaft. Ein weites Thema, das so wenig verstanden wird… 

S.P.: Man spricht heutzutage in der Tat immer mehr von Sterbebegleitung, aber der Begriff „Seelenbegleitung“ ist ebenfalls auf dem Vormarsch. Wie kann man den Begriff in wenigen Worten definieren?

M.J.C.: Ich denke, das habe ich eigentlich schon klar gemacht, aber Ihre Frage gibt mir die Chance, noch einmal darauf zurückzugreifen und die Bezeichnung etwas genauer zu erklären. Man spricht viel zu oft unüberlegt von „Seelenbegleitung“. Was mich angeht, ich bin Seelenbegleiterin, weil ich nicht bei meiner Medialität aufhöre… Es liegt mir nicht, jemandem zu sagen: „Ihr verstorbener Bekannte/Angehörige lebt, er hat mir ein Zeichen oder eine Botschaft für Sie gegeben“ oder noch „Er hat mir ein Schmuckstück gezeigt, das Ihnen auch bekannt ist, und er spricht von diesem und jenem…“ Nein, so etwas liegt mir überhaupt nicht. Ich lege keinen Wert darauf, Beweise für das Überleben der Seele eines Verstorbenen zu liefern. Vielmehr möchte ich leidenden, wütenden oder verständnislosen Seelen helfen, weiter zu gehen und ihren Weg zu finden. Bei der Seelenbegleitung hört die Hilfe mit dem letzten Herzschlag nicht auf. Sie setzt sich weit darüber hinaus fort und der Schwerpunkt liegt auch nicht darin, Beweise für das Überleben der Seele zu liefern.

Es gibt zurzeit ein berühmtes weibliches Medium, das „mit den Toten redet“. Leider begnügt sie sich mit einer Beschreibung des Ortes, wo sich der Verstorbene befindet und mit der Aussage, dass es ihm gutgeht. Eventuell gibt sie ein paar Witze des Verstorbenen weiter und erzählt, was er tut und dass er seinen irdischen Aktivitäten weiterhin nachgeht, und so weiter… Sie geht nicht tiefer und das ist wirklich schade. Ich habe schon einmal eine Show von ihr gesehen. Sie tritt ja weltweit auf, um einige Zuschauer die Möglichkeit zu geben, „mit ihren Toten zu sprechen“ – und das vor ausverkauften Sälen. Es gibt keine Zweifel, dieses Medium ist „magisch“ und beeindruckend. Ich habe große Achtung vor ihr, glauben Sie mir.

“Das Unsichtbare und das Jenseits ziehen an und wecken Neugier… Aber man soll nicht damit spielen… sonst riskiert man zuweilen Kollateralschäden. Das sollten wir uns bewusst machen.”

Einige Zuschauer werden bei jeder Aufführung auserwählt, je nachdem, welche Seele sich gerade auf der Bühne offenbart. Sie trifft dann die Auswahl. Das Ganze wird mit viel Humor angepackt. Auf der Bühne gibt es ein heilloses Durcheinander. Die Seelen schubsen sich gegenseitig, um das Wort zu ergreifen und mit ihren Angehörigen im Saal zu sprechen. Die Auserwählten sind natürlich überglücklich und sehr gerührt, von ihrem Verstorbenen „live“ und vor Publikum zu hören. Das ist immer sehr bewegend und das Publikum fährt darauf ab. Allerdings gibt es ein erstes Problem. Im Saal, auf der Bühne, in den Gängen und rund um die sitzenden Zuschauer haben mein Mann und ich während einer solchen Aufführung beobachtet, dass über fünfzig Seelen auf ihre Chance warteten, mit ihrer Familie zu reden… Das war ein trauriges Spektakel. So viele herbeiziehende Seelen mit ihren Frustrationen und ihrem Unverständnis… Was geschieht mit einer solchen Warteschlange, wenn die Show zu Ende ist?  

Die Menschen, die sich – oft aus Neugier – solche Aufführungen ansehen,  sollten sich eines bewusst sein: Wenn man die Tür für eine oder zwei Seelen öffnet, werden unzählige andere Seelen angezogen und warten auf ihre Chance, gehört zu werden. Denn auch sie möchten gehört werden und brauchen manchmal auch Hilfe. Wir müssen verstehen, dass man nicht ungestraft mit den Türen zum Jenseits spielen kann. Es sind nicht nur gütige Seelen, die den Kontakt suchen… Und was die Seelen angeht, die nicht „auserwählt“ wurden, für sie bedeutet das einen weiteren Schmerz, eine weitere Ablehnung. Ich bin sicher, dass dieses Medium im Nachhinein sehr viel arbeiten muss, um auf diese Seelen in friedliche Räume wieder zuzugehen… Zumindest hoffe ich, dass es so ist… Ich möchte lieber glauben, dass sie sich den Folgen ihres Tuns bewusst ist und nicht nur das Werkzeug einer gewaltigen Sensationsmaschine ist.

Das Unsichtbare und das Jenseits ziehen an und wecken Neugier… Aber man soll nicht damit spielen… sonst riskiert man zuweilen Kollateralschäden. Das sollten wir uns bewusst machen. Sensation ist eine Sache, aber Aufklärung ist das, was man braucht. Und das Fehlen von Aufklärung ist das zweite Problem, auf das ich hinweisen wollte.

S.P.: Nachdem Sie so viele Seelen bei ihrer schwierigen Geburt auf der anderen Seite des Lebensspiegels begleitet haben, wie stehen Sie zum eigenen Tod? Haben Sie Angst davor?

M.J.C.:   Diesem Thema ist das letzte Kapitel von „Der unerwartete Tod und die Geburt in den Himmel“ gewidmet. Darin stelle ich folgende Frage: „Wie stellen Sie sich Ihren Tod vor und wie geht es danach wohl weiter?“ Diese wichtige Frage habe ich nicht nur mir selbst gestellt, sondern einigen anderen Menschen, die in diesem Bereich tätig sind und die ich sehr schätze. Um nur ein paar Namen zu nennen, das Kapitel enthält Beiträge von Dr. Jean-Charles Charbonier, Dr. Eric Dudoit, Psycho-Onkologe, dem Medium Laila Del Monte, Dr. Guy Londechamp, Dr. Marc Medvesek, Annabelle de Villedieu – ebenfalls ein berühmtes Medium –, Johanne Razanamahay und anderen nicht minder interessanten Persönlichkeiten.  

Diese Frage habe ich gestellt, weil viel zu viele Menschen in Angst, Wut und Panik vor dem bevorstehenden Sterbeprozess sterben. Viel zu viele Menschen fragen sich, was wohl mit ihnen geschehen wird, ohne zu wissen, dass alles von ihnen selbst abhängt.

Persönlich denke ich jeden Tag an den Tod. Ich schaue mir meinen Tod an und zähme ihn, denn ich weiß, was „danach“ geschieht. Ich weiß, dass ich als Mensch aus Fleisch und Blut dem Tod geweiht bin, aber ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass das Ende meines irdischen Daseins nicht das Ende meines Wesens bedeutet… Ich weiß auch, wen ich auf der anderen Seite des Lebens wiedersehen werde und welche Farben mein „persönliches Paradies“ haben wird… Ich erahne, was ich dort machen werde und auf wen ich warten werde…

SP: Eine letzte Frage: Welches Ziel verfolgt Ihr Buch? Gibt es dafür ein Schlüsselwort?

M.J.C.: Das Schlüsselwort ist MITGEFÜHL, groß geschrieben. Ist das nicht das höchste Ziel, das wir alle anstreben sollten…?

Ja, in der Tat, mit diesem Buch möchte ich jeden anspornen, mit jeder Faser seines Wesens grenzenlose Liebe und Mitgefühl auszustrahlen.

Siehe „Der unerwartete Tod und die Geburt in den Himmel“ von Marie Johanne Croteau-Meurois, beim Silberschnur Verlag.

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